Datenschutz und Weiterentwicklung bei BEXIO

Datenschutz und Weiterentwicklung bei BEXIO

Es passiert in der Welt der IT leider immer wieder: Ein paar smarte Leute tun sich zusammen und gründen ein Startup. Nicht selten basiert dieses sogar auf einem Problem, welches aktuell im Weg steht und gelöst werden will. Eine Software wird von den Gründern aufgebaut und von einem wachsenden Team weiterentwickelt. Es entsteht ein neues Produkt, welches mit seinen Innovationen immer mehr Aufmerksamkeit erhält. Aus dem Startup wird eine motivierte Firma. Nach einigen Jahren stösst ein Konzern auf das Produkt und kauft die Firma den Gründern aus der Hand. Natürlich nicht (nur) aus Freude an der Software, sondern aus strategischen Gründen.

Man könnte denken, alles gut! Aber leider werden dann meist die Gründer mit Herzblut durch Manager ausgetauscht, Innovation werden durch Umsatzzahlen resp. Benutzerzahlen ersetzt. Und dann gibt es da nebst Gründer und Käufer noch ein Dritten, der damit oft die schlechteste Karte zieht: Der Endkunde. So ist dies bei BEXIO und Mobiliar der Fall, ein anderer, aktueller Fall die Post mit Klara scheint ähnlich gelagert.

Auswirkungen in unserer Firma

Als wir vor ca. 7 Jahren Jahren zu BEXIO wechselten, waren wir begeistert mit welcher Energie, Leidenschaft und Feuer die BEXIO-Leute die Software vorantrieben. Die Leistung der BEXIO-Software überzeugte klar, es wurde für uns ein zentrales Tool, mit welchem wir gerne arbeiteten. Dieser Spirit war auch noch am Kundenanlass BEXIO-Day um Jahr 2019 zu spüren. Da war der Einfluss der Mobiliar zwar schon spürbar, aber wohl noch klein.

Ein kleiner Unmut bestand aber schon länger, weil sichtbare Probleme und nervende Kleinigkeiten der Software uns öfter mal übel mitspielten. Die Auswirkungen für uns können stark variieren, von der nervigen Kleinigkeit bis hin zum „Schlaf-Modus“, der die Erfassung einer Offerte oder Rechnung zum Geduldsspiel werden lässt, ist alles möglich. BEXIO versprach in der Vergangenheit stets Besserung und warb um Verständnis bei den Kunden, da das Kundenwachstum sehr hoch sei. Nun gut, teilweise wurde es besser, soweit war auch unser Verständnis immer da. Aber hauptsächlich blieben wir bei BEXIO, weil die Software wirklich gut ist und uns einige Probleme löst.

Inzwischen wurden jedoch bei BEXIO mit einem eigenen Shopsystem und einer Acamedy neue Produkte aufgebaut, leider ohne das der Kern von BEXIO Neuerungen erfuhr oder Fehler gekittet wurden. Auch der Schlaf-Modus schlägt zwischendurch immer mal wieder zu oder die Synchronisation mit der Bank klemmt.

„Ping!“ – E-Mail!

Der wirkliche Hammer kam aber dann im Mai 2022 mit einer blumigen und scheinbar guten Nachricht: 

„BEXIO vereinfacht die Datenschutzerklärung“ 

„ … Sie als bexio-Kunde stehen bei uns im Mittelpunkt.“

Bexio – Kundeninformation

Was erst mal gut klingt, versucht aber bloss den Umstand zu verdecken, dass nicht die Vereinfachung und der Datenschutz das Thema ist. Die Schlagzeile müsste wohl lauten: „BEXIO schlägt ein Loch in die Software“. Unter vereinfachen versteht BEXIO nämlich, dass die Daten der Bexio-Kunden (direkter Kunde von Bexio, keine Kunden von qsv.ch) neu mit der Mobiliar-Gruppe geteilt werden. Damit können neu über ein dutzend Firmen die Mobiliar-Gruppe nach belieben Nutzungs- und Kundendaten absaugen, teilen und nutzen. Auch ein automatisches Profiling wird dabei nicht ausgeschlossen.

Man kann dies mit einem Schulterzucken abtun und argumentieren, dass Facebook & Co. dies auch tun und somit nichts Schlimmes wäre. Mag sein, aber ein Buchhaltungsprogramm mit Kundenkartei ist kein soziales Netzwerk! Und wir sind so aufgestellt, dass unsere Entscheidungen bezüglich Dienstleister immer im Hinblick auf Datenschutz, Standort Schweiz und Sicherheit ausgerichtet sind.

Hätten wir als BEXIO-Kunde die Datenweitergabe verhindern wollen, hätten wir innerhalb 12 Tagen (!) nach Ankündigung den Account räumen und löschen müssen. Ein wahrlich freundliches Opt-Out – nur mit Kündigung! Wer schon mal eine mehrjährige Firmenadministration inklusive Buchhaltung umgezogen hat, weiss was dies bedeutet! Zumal nach dem Datenexport bei BEXIO ein wahrer Friedhof am Excel und PDF-Daten übrigbleibt, mit welchem kaum zu arbeiten ist!

BEXIO nimmt in unserer ersten Anfrage den Unmut zur Kenntnis und wirft etwas missmutig wiederum mit blumigen Floskeln um sich, bringt aber nur unbrauchbare Informationen hervor. Die sonst immer auftauchende Bewertung der Zufriedenheit der Antwort (Zendesk) wird erst gar nicht mehr versendet!

Das einzige Ziel für uns und die Mobiliar ist es, unseren Kunden die besten Leistungen für Ihr Unternehmen bieten zu können.

Ich würde ebenfalls gerne erwähnen, dass zu den Stammdaten folgende Daten gehören: Firmenname, Adresse, Telefonnummer und E-Mailadresse. Zu keinem Zeitpunkt wird auf die in Ihrem Konto erstellten Daten zugegriffen oder diese weitergegeben.

 

BEXIO Support am 27.05.2022

Diese Aufzählung der geteilten Daten scheint nicht abschliessend zu sein, zumindest haben Martin Steiger und Adrienne Fichter bei genauem Anfragen bestätigt bekommen, das auch Nutzungsdaten geteilt werden.

Und der Umgang mit unzufriedenen Kunden hat hierzu offenbar eine sehr grosse Bandbreite. Während ein befreundeter Firmeninhaber vom Leiter Kundendienst angerufen wurde, sind uns andere unserer Kunden bekannt, welche mit kurzem E-Mails abgeschoben wurden. 

Zweite Anfrage: Weiterentwicklung

Jede Software hat Bugs und sollte stets weiter entwickelt werden. BEXIO hat in den ersten Jahren stark den Kunden zugehört, was wohl auch ein guter Teil des Erfolges ausmachte. Auch dies ist im Umbruch, denn das bisherige, gut gefüllte Ideen-Portal wurde inzwischen ersatzlos vom Netz genommen. Entwicklungen die bereits am Kundenanlass „Bexio-Day“ im Jahr 2019 den Kunden gezeigt wurden, wurden bis heute wohl mehrheitlich nicht ausgerollt. Wir haben bei BEXIO deswegen angefragt und wurden auf Gruppen für Usability-Tests und Early-Access hingewiesen. Hat damit nicht viel zu tun, klingt aber gut! 

Eine folgende Anfrage zum Thema Weiterentwicklung, Ideenportal und Fehlerbehebung inklusive einer Aufzählung von ein paar Fehlern und Problemen wurde von uns zwar weitergereicht, aber auch nach mehr als einer Woche bisher nicht beantwortet. Mit einer Antwort ist inzwischen wohl nicht mehr zu rechnen.

Erde an Mobiliar …?

Die Mobiliar hat auf unsere E-Mails – jeweils im CC – bisher nur mit Schweigen reagiert. Das automatische E-Mail des Ticket-Systems versprach zwar eine baldige Antwort, aber ein Mensch fühlte sich an der Berner Bundesgasse für die Nachrichten offenbar nicht zuständig.

Ausblick

An dieser Stelle sei nochmals angemerkt: Die Software BEXIO überzeugt(e) uns und wir waren bisher zufriedener Kunde. Wir würden auch gerne damit weiterarbeiten, es gilt hier auch nicht ein Schlagabtausch zu liefern oder BEXIO oder der Mobiliar eins auszuwischen. Wir sind aber klar der Meinung, das Probleme welche sich bei den Kunden auswirken prioritär zu beheben sind, bevor neue Begehrlichkeiten auf dem Buckel des Kunden befriedigt werden. Und „Buebetrickli“ mit solch kurzen Fristen in blumigen Worten kommen schlecht an!

BEXIO hat sich die Mühe gemacht, über Jahre die Kunden zu überzeugen, das ihre Software aus der Cloud die sicherste und beste Lösung für diese Daten sei. Das scheint das neue Management nun anders auszulegen. Derzeit werden zwar „nur“ die Daten des Kunden und Nutzungsdaten von Bexio weitergereicht. Es ist aber schlicht zu befürchten, das der Datenhunger der Mobiliar und der Firmen – vor allem auch der weiteren, strategischen Partner der Mobiliar – tendenziell grosser werden.

Zum zweiten lassen weitere Hinweise in den Stelleninseraten und Beiträge in den sozialen Medien von BEXIO Ableitungen zu, dass IT-Dienstleister und die Google-Cloud eine wichtige Rolle spielen. Bezüglich Datenschutz und Standort Schweiz ziehen hier wohl weitere (dunkle) Wolken auf.

Für uns als Firma sind dies keine so guten Nachrichten. Wir sind der (altmodischen?) Auffassung, das wir eine Software mieten und der von uns erstellte Inhalt uns gehört. Wir zahlen dafür gerne (auch mehr), aber soviel Fairness muss sein! Von Datenschutz und Sicherheit in der Cloud zu sprechen und derweil Daten von Kunden zu verwerten passt da einfach nicht zusammen. Derzeit bleibt uns nur, das Spiel mit BEXIO mitzuspielen, um unsere Firma handlungsfähig zu erhalten. In den nächsten Wochen werden wir aber weitere Optionen prüfen. Eine allfällige Weiterentwicklung bei BEXIO und der Mobiliar zu Lasten des Datenschutzes – insbesondere unserer Kundendaten – werden wir keinesfalls tolerieren.

Liebes BEXIO, liebe Mobiliar, bitte entwickelt eure Software weiter, fixt diese Bugs, verlangt Geld für die Nutzung, aber bitte verkauft nicht eure Kunden, die das Produkt nutzen und bezahlen!

Gerne hätten wir die offenen Punkte mal mit jemandem von BEXIO persönlich besprochen, angesichts der unbeantworteten E-Mails und aussichtsloser Wartezeit am Telefon ist dies aber ein zeitaufwendiges Unterfangen und für uns leider kaum erfolgversprechend. Daher entstand dieser Blog-Artikel, der bei Veröffentlichung sowohl an BEXIO wie auch die Mobiliar weitergeleitet wurde. Und – zuletzt erwähnt aber am wichtigsten – auch als Kundeninformation für unsere Kunden.

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